Lyrik: Texte in Kurzform – Werden Gedichte überhaupt noch wahrgenommen und gelesen?

Ein Gedicht von Jens Böhme

(Meißen 1999)

Zukunftskenner*

Wer die Zukunft kennt,

weiß, was er verpennt.

So erfahre ich sie lieber nie,

bleib so dumm wie’s Federvieh.

*(Anthologie: da ist ein Drängen in mir, Fünfzehn Autoren des Kulturaumes Elbtal, Prosa und Lyrik, Hrsg. Stadtbibliothek Riesa, Riesa 2000)

Rubrik Lyrik auf dem Blog „Der Tausendfüßler“ eröffnet

Werter LeserIN meines Blogs, ich überlege schon seit geraumer Zeit, ob ich nicht eine extra Rubrik für Lyrik aufmache. Seit meiner Jugend entsteht, neben prosaischen und journalistischen Texten, jedes Jahr ein Konvolut von Gedichten. Hier und da, je nach Stimmung und Situation, schreibe ich Gedanken in Gedichtform nieder. Mal ist es ein Aphorismus, dann wieder ein Gedicht in prosaischer Form, aber auch ein klassisches Sonnet gehört dazu und immer wieder mal ein Text im Stil alla Charles Bukowski. Je nach Gemütsverfassung und Stilistik verfasse ich Gedichte. Diese eigentlich seit Jahren für die virtuelle Schublade, indem ich sie in einem Worddokument abspeichere und in einen Ordner verfrachte, der dann irgendwo im Festplattennirwana verschwindet.

Meine Forderung & die Frage: Freiheit für Texte

Ab und zu kommt es zu Situationen, dass ich diese Tetxe direkt vom Laptop oder schon ausgedruckt vom Papier Freunden bei mir zu Hause vorlese. Natürlich dann, wenn ich in Laune bin und es gerade die Situation dafür ist, dann beginne ich mal mehr – mal weniger gut meine Texte zu rezitieren und  frage mich gleichzeitig immer wieder: Gibt es da noch mehr Leser, noch mehr Geister, noch mehr Interessierte im Zeitalter von facebook, E-Mail und unendlicher Textproduktion, die sich die Zeit nehmen Gedichte lesen?

Ich hoffe es …

Gotthold Ephraim Lessing – Gedanken aus dem Vorwort „Vorrede zum ersten und zweiten Theile der Schrifften“

Seit jeher zitiere ich gern Lessing, wenn ich von meinen Gedichten spreche:

„[…] Ich band mich also lieber an nichts und schrieb sie so auf, wie es mir jedesmal am besten gefiel. Daher kömmt es, daß einige niedrig genug sind, andere aber ein wenig zu poetisch. Daher kömmt es sogar, daß ich verschiedene lieber in Prosa habe erzählen wollen als in Versen, zu welchen ich vielleicht damals nicht aufgelegt war. […]“*

Ich möchte mir nichts anmaßen, weder  verstehe ich mich als großer Lyriker, jedoch aber als ein Freund und Liebhaber dieser Textdarstellung und Gedankenwiedergabe. Mein Anspruch ist demzufolge in Verben wie  „unterhalten“, „aufzurütteln“ oder „nachempfinden“ zu bündeln. Ich möchte den Leser zum Lächeln oder auch nur für den Augenblick zum Schmunzeln  bringen. Der Leser soll sich am Plot des Gedichtes, ob nun gereimt oder ungereimt, erfreuen oder die Zeilen einfach nur wirken lassen. Das, genau jenes, ist mein Anspruch. Nicht mehr und nicht weniger.

Viel Spaß beim Lesen.

*Quelle Zitat: Märkischer Dichtergarten: Die Ehre hat mich nie gesucht, Lessing in Berlin, Gedichte, Stücke, kritische Schriften, Briefe, Hrsg. Gerhard Wolf, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1986.

Gedicht von Jens Böhme: Dialog mit der Liebe

Gedicht „In einem Zustand“ von Jens Böhme in der Zeitschrift SCHÖNGEIST

In einem Zustand – Gedicht von Jens Böhme (Zeitschrift Schöngeist)

Gedicht - In einem Zustand - Schöngeist - Jens Böhme
Gedicht – In einem Zustand – Zeitschrift Schöngeist – Jens Böhme

In einem Zustand

In einem Zustand

voller Hilflosigkeit.

In einem beengten Zustand!

In einem fürchterlich beengten Zustand

voller Hilflosigkeit:

sprang er.

Er sprang!

August Mannheimer sprang.

Er sprang,

mit einem kräftigen Satz

vor vielen penetrant

glotzenden Augenpaaren.

In einem Zustand

voller Verzweiflung

sprang August Mannheimer

über eine riesige Pfütze

und entfernte sich schleunigst

vor ihr, um nicht

vom herannahenden

und sehr rasant fahrenden Bus

von oben bis unten

nass gespritzt zu werden.

Er war sichtlich erleichtert,

dass er es gerade noch

geschafft hatte.

Gedicht von Jens Böhme

 

Mehr Gedichte von Jens Böhme:

Gedicht: Dialog mit der Liebe – Jens Böhme auf dem Zeilensurfer

Mein Text auf dem Zeilensurfer – Das Gedicht: Dialog mit der Liebe

Dialog mit der Liebe

Wieder einmal war ich am Boden
– mit dem Herzen.

Als mich die Liebe fragte:
„Und, mein Junge? Soll ich
Dir helfen? …
Es liegt in meiner Macht.“

Antwortete ich mit zwei
Buchstaben:
„NEIN.“

Das Gedicht „Dialog mit der Liebe“ zu lesen auf zeilensufer.de. (Leider gibt es diese Seite nicht mehr – Stand: 13.02.2014)

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