Kriegslied
Matthias Claudius
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnot?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammleten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?
Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!2
Doch Friede schaffen, Fried’ im Land’ und Meere:
Das wäre Freude nun!
Ihr Fürsten, ach! wenn’s irgend möglich wäre!!
Was könnt Ihr Größers thun?
Warum befindet sich dieses Gedicht hier auf meinem Blog?
Trauriger Grund: Dieses Gedicht ist trotz seines Alters aktueller denn je!
(nachfolgender Inhalt zum Dialog zwischen Kurt Krömer mit Dr. Jakob Hein paraphrasiert)
Ich schaute mir eine Folge Chez Krömer mit Dr. Jakob Hein (Chez Krömer – Zu Gast: Psychiater Dr. Jakob Hein (S06/E06) an und beide kamen während des Interviews (für Kenner und Liebhaber der Sendung auch „Verhör“ genannt) auf folgende Frage zu sprechen: (ab Minute 16:24)
„Wie erkläre ich meinen Kindern, was Krieg ist, dass es Krieg wieder oder immer noch gibt?“.
Eine echt gute Frage! Herr Hein meinte: „So ehrlich wie man kann. Und man kann erklären, dass man es selber nicht versteht.“ Er bringt während dessen das Gedicht von Matthias Claudius an und meint, „… es ist irgendwie vollkommen absurd!“
Ich habe mir daraufhin das Gedicht angeschaut und durchgelesen.
Das Gedicht „Kriegslied“ beeindruckt mich und zeigt die Absurdität des Krieges!
Wenn das Gedicht auch in einem anderen historischen und kriegerischen Kontext erschaffen wurde, so bleibt es doch aktuell.
Näheres zur Historie des Gedichtes hier: REINHARD GÖRISCH – „’s ist leider Krieg“ – Das „Kriegslied“ von Matthias Claudius – in Kriegs- und anderen Zeiten. Stationen seiner Wirkungsgeschichte
UND mal ganz ehrlich! Ist es nicht Aufgabe der Fürsten (heute Präsidenten, Kanzler, Autokraten, Diktatoren – allen oberen Verantwortlichen und Mächtigen > Mann wie Frau) dafür zu sorgen, dass es den Menschen gut geht?