Kolumne auf Hauptstadtstudio: Premiere von Händels Orlando in der Komischen Oper Berlin – Ein Opern-DAU packt aus

Premiere »Orlando« und der 1. Besuch in der Komischen Oper Berlin

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Der Opern-DAU, der bin ich. Vielleicht nicht unmittelbar in Bezug auf das überaus interessante Thema der alltäglichen und klassischen Liebe, da kenne ich mich tatsächlich etwas mehr aus. Ich meine da eher die Sphären, die sich im fachbegrifflichen Umfeld der Klassik bewegen. Einer überraschenden Einladung von Kevin folgend habe ich mich letzten Freitag in die Oper begeben. Mit einem nicht gerade dafür passenden Kleidungsstil, was auch dem engen Zeitintervall an jenem Tag zu zuschreiben war, stand ich am Freitag in Jeans und Pulli vor dem Eingang der Komischen Oper in Berlin Mitte.

Wenigstens die Lackschuhe hatte ich in guter Voraussicht schon am Morgen an die Füße geschnallt. Halt suchend, grabschte ich mir den Informations-Flyer zum Inhalt von Händels ‘Orlando’ im Eingangsbereich, da wo die Karten verkauft wurden. Ich las interessiert den Text. Vor mir lag die Premiere des skandinavischen Regisseurs Alexander Mørk-Eidem – Händels Opera seria »Orlando« in drei Akten. Laut kulturserver.de Mørk-Eidems erste Oper. Zuvor jedoch stellt sich natürlich die Frage: Was ist eigentlich ein DAU? Ich habe mir einmal erlaubt meinen hierarchischen Grad in Sachen Opernpräsenz- und Basiswissen in Bezug auf mein bisheriges Erdenleben auf eine zeitgemäße technische Definition zu reduzieren. Hier speziell auf eine Definition, die den modernen Internet-User ins Gericht nimmt. Ein DAU ist im Computerbenutzeralltag der „Dümmste anzunehmende User“. Quasi ein „Freigeist“ ohne Grundlagenwissen und Sachverständnis im Umgang mit dem Computer und deren Anwendungen. Hierzu zählt ebenso der Umgang mit dem Internet. In meinem Fall: Bin der ich der DAU – Der Opern-DAU. Auch wenn es bei mir dau-technisch auf den Brettern des Opernparketts fehlt, so fehlt es mir nicht an zwei gesunden Augen, einem Durchschnittgehör und der normalen Verarbeitung aller Sinneseindrücke an so einem Abend in der Komischen Oper. Bei Letzterem, den Sinneseindrücken, beziehe ich mich vor allem in Sachen Liebes-Wirrwarr zwischen Orlando (Mariselle Martinez), Angelica (Brigitte Geller), Medoro (Elisabeth Starzinger) und Dorinda (Julia Giebel) einem Protagonistenensemble nur aus dem weiblichen Part der Geschlechter bestehend, auf eine doch ungewöhnliche Mann-Frau-Viererbeziehung.

»Orlando« und die Liebe – Georg Friedrich Händel eine Oper in drei persönlichen Impressionen

Alle guten Dinge sind drei. Das erste Ding betrifft das Opernhaus in seinen Grundfesten selbst. Ich durfte vor der Premiere in den architektonischen Genuss des Opernsaals kommen. Ein wahrlich schöner Anblick des gülden verzierten Interieurs. Mit seinen Steinfigürchen rund um die Kuppel gibt es hier von mir für den Abend einfach mal die gefühlte Note: Gemütlich und sehenswert. Schon das Gefühl auf dem roten Teppich der Festtreppe empor zu gleiten – es fühlte sich gar nicht an wie Treppen steigen, das macht es in solch einer Atmosphäre eigentlich nie – war ein angenehmes Gefühl. Ganz entspannt zusammen mit Kevin unter all den Kunstliebhabern schritten wir empor. Immer ein „Sehen und Gesehen“ werden. Beim Besuch einer Veranstaltung, primär einer Premiere, ist dies quasi der eigentliche Prolog vor dem Hauptschauspiel. Abgesehen davon kam ich beim Emporsteigen so nach und nach den bald folgenden Opernstimmen und dem wunderschönen Saal immer näher. Der klassische Ohrenschmaus stand kurz bevor. Dem lauschte ich dann auch gebannt und versuchte als Opern-DAU auf Feinheiten zu achten, deren Beurteilung ich mir hier nicht anmaßen möchte. Jedoch sei ein anderer äußerst interessanter Aspekt erwähnt: Schon immer war es mir ein Rätsel wie die Zuschauer in der Oper die Sänger verstehen können. Klar mag so mancher wissen was der Monolog oder Dialog so hergibt, aber manchmal …Völlig erstaunt sah ich vor mir am oberen Ende der Stuhllehne eine kleine integrierte Digitalanzeige, die im Dunkeln sacht leuchtete. Sie zeigte für den Opernbesucher den Text der Sänger fast synchron laufend mit an. „Was es nicht alles gibt?“ Als Opern-DAU fühlte ich mich total begeistert und war gebannt von der musikalisch und darstellerischen Handlung auf der Bühne und dem gleichzeitigen Textverlauf in der Stuhllehne meines Sitzplatzvorgängers. Nur nach der Pause schien da irgendetwas schief gelaufen zu sein. Da ich die Texte akribisch verfolgte, bemerkte ich relativ schnell, dass ich eigentlich die Phrasen von vor der Pause zu lesen bekam; also alles alte Kamellen vom letzten Akt. Schade eigentlich, aber das machte Isabella die Assistentin von Zarathustra (Wolf Matthias Friedrich) gespielt von Bernd Stempel im lila Zweiteiler wieder wett. Eine stumme Rolle in Röckchen mit optisch männlicher Note, ein gespieltes Highlight zum Schmunzeln. Das zweite Ding sei hiermit abgeschlossen. Da aller guten Dinge der Impressionen drei sind durfte die Liebe nicht fehlen. Für uns stellte sich, wie Kevin meinte, ein durchaus interessantes „lesbisches Überkreuz-Beziehungsdrama“ dar. Eine wirklich besondere Art der Darstellung des Hauptthemas der Liebe bei Händels Oper »Orlando«. Frauen in Männerkostümen, die sich um Frauen stritten. Gebannt blieb ich am Ball der Handlung der Liebesirrungen- und Wirrungen im opern-klassischen Sinne. Mitten im Tannenwald trafen sich die Liebesverzweigten und Liebesverzweifelten. Die Kulisse war der Hammer und die Lichteffekte zwischen den Bäumen einfach genial. Ein alter VW-Bus diente als Liebesnest, wie auch Unterschlupf, vor allem wenn es brenzlig wurde, weil irgendjemand wieder auftauchte und irgendjemanden liebte, der nicht geliebt werden wollte. Camping vom Feinsten mit weiblichen Tenören, die sich gegenseitig die Liebe schworen, die Liebe fanden, letztendlich wieder verloren und sie erneut wieder fanden und überhaupt noch viel mehr. Immer irgendeine verquerte Art der Liebe.

Böhmes Böhmische Dörfer und „Klassische Musik“ in der Kritik auf klassik.com

Blut gab es auch. Vor allem nach dem Selbstmord von Orlando. Da war die Wand rot und Orlando tot. Hörbar gab es einem lauten Knall aus der Knarre, der alle zu diesem Zeitpunkt möglicherweise schlafenden Opernbesucher geweckt haben dürfte. Ich wurde nicht geweckt, ich war die ganze Zeit wach gewesen, denn ich fand die Inszenierung wirklich sehenswert. Nun muss ich zugeben, dass dies mein persönlicher Eindruck von der Inszenierung ist und nur ein winzig kleiner Einblick in die eigenen Böhmischen Dörfer der klassischen Oper. Daher an dieser Stelle der Verweis auf eine vollständige vor allem inhaltliche fundierte Kritik zum Deutschlanddebüt von Alexander Mørk-Eidem – Händel »Orlando« – „THE L-WORD GOES BAROQUE“ von Dr. Kevin Clarke auf klassik.com. Da ja aber nun der Begriff DAU nach seiner Herkunft dem Wörtchen GAU („größter anzunehmender Unfall“ – ähnlich einem Supergau) angelehnt ist, möchte ich aber noch einen inhaltlichen Aspekt hierzu kundgeben. Nämlich: Wenn im computer-technischem Sinne etwas DAU-tauglich ist, dann bedeutet das, dass ein Programm auch ohne Hintergrundwissen für den zukünftigen Anwender nutzbar und intuitiv anwendbar ist. Möglich Fehlbedienungen und Fehlinterpretationen sind dabei inbegriffen. In diesem Fall bezieht sich das ebenfalls auf einen, auf meinen Besuch in der Oper. Denn auch die Oper ist für Laien und DAUs wie mich „nutzbar und intuitiv anwendbar“; sinnlicher Genussfaktor inbegriffen. In diesem Sinne kann ich mich sogar von einer Opern-Dau-Fehlinterpretationen frei sprechen. Denn wenn ich schon ein DAU bin, sei es auch nur ein Opern-DAU, dann ist eine Fehlinterpretation des Abends schon von vornherein „ausgeschlossen“ eingeschlossen.

(Kolumne „Premiere von Händels Orlando in der Komischen Oper Berlin – Ein Opern-DAU packt aus“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Kolumne vom 15. Februar 2010: Ein Art „Temple Bar“ von Berlin – Die Flaniermeile Simon-Dach-Straße in Berlin Friedrichshain lädt zum Brunch

Eine der bekanntesten Adressen in Berlin für Restaurant- und Kneipenkultur – Das Areal um die Simon-Dach-Straße

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Durstig nach Menschen, hungrig nach Musik und noch lange nicht bereit schlafen zu gehen? Dann ist die Simon-Dach-Straße bzw. das Gebiet um die Simon-Dach-Straße das geeignete Domizil für die Nacht. Dieses Areal ist eine Art „-Temple Bar- der Restaurants“ von Berlin. Vor allem im Sommer sind hier jene Flaneure und Philanthropen richtig, die eine gute Kneipenkultur zu schätzen wissen. Dass dies nicht nur in der kalendarischen Sonnenhochburg des Sommers für Berliner und Touristen attraktiv sein kann, sondern auch im Winter, zeigt ein kleiner Selbsttest der anderen Art, denn es ist Brunch-Time. Wer wenige Stunden vor Mitternacht im Sommer die Simon-Dach-Straße in Berlin Friedrichshain entlang flaniert, weiß um den Geräuschpegel in dieser Gegend. Ich habe es oft genug miterlebt. Durfte mir auch schon genügend Diskussionen von Bekannten anhören, wenn es darum ging eine Wohnung in Friedrichshain zu finden; “… am besten nahe Simon-Dach-Straße.” Für die einen genau das Richtige, für die anderen „Ne ne, das ist mir echt zu laut, von allem zu viel und überhaupt.“

„temple bar“ von Dublin lässt grüßen – Brunch-Time in Berlin Friedrichshain

Wer die „Temple Bar“ Berlins und dazu noch gastronomische Abwechslung sucht, den treibt es früher oder später in die Nähe des Ostkreuzes. Feiernde Menschen, die aus den Kneipen kamen und vor Stunden in die Kneipen gingen, gehören hier zum all abendlichen Vorspiel der Nacht. Musik dringt aus den Bars und Kneipen oder direkt aus der Kehle manch eines Besuchers dieser bekannten Kneipenmeile von Berlin. Im Sommer sind die Bürgersteige zusätzlich mit Sitzmöglichkeiten gefüllt; jedoch nicht in diesen kalten Zeiten. Ist halt nicht Saison. Gut es gibt auch einige Gastronomen, die in dieser Jahreszeit, eine Art Plastikwintergarten haben; nach neuesten Rauchergesetzen versteht sich. Wie zum Beispiel das Plus-0. Aber die zählen alle nicht. Was zählt, ist natürlich: „Wo kommst’e und kannst’e rin, wenn de Hunger hast?“ Als ich endlich meine alte Leidenschaft „brunchen zum Sonntagmittag“ kurz nach Silvester wieder erweckt hatte, musste ich mich davon überzeugen, dass auf der Simon-Dach-Straße auch um die Mittagszeit bis in den Sonntagnachmittag mächtig was los ist. Ich bin echt nicht der Einzige hier! Es ist schwer was los und noch schwerer einen Tisch zu bekommen. Vor allem zur Brunch-Time an einem ganz normalen Stino-Sonntag. Gut, allein hat man immer eine Chance, aber zu zweit, zu dritt, wird es schon eng und zu viert schon problematisch. Vorbestellen ist angesagt und es lohnt sich.

Brunch und im Lachsrausch von EM-BAR und EUPHORIA

Im Selbsttest zu diesem Thema kann ich das leckere Buffet in der EM-BAR am Boxhagener Platz und dem Restaurant EUPHORIA Grünberger Straße Ecke Simon-Dach-Straße empfehlen. Denn neben all den leckeren Speisen gab es in der EM-BAR meine Lieblingslachsvariante. Geräucherter saftiger Lachs in Scheibenformat für herrliche Lachsschnittchen. Da ich zu den Verehrern von Lachsschnittchen, also dieser ganz speziellen Variante der Lachskonsistenz gehöre, ist es für mich äußerst wichtig diesen bei einem Brunch vorzufinden. In der EM-BAR war dies der Fall und er hat mir da besonders gut geschmeckt. Zudem wurde die leere Platte rasch wieder aufgefüllt. Das war mir und meinen Begleitern beim EUPHORIA nicht widerfahren. Dafür gab es dort eine reichhaltigere Auswahl an Meeresfrüchten. Ach ja, und ohne eine deftige Rühreiportion wäre die Definition von Brunch bzw. einem gutem Sonntagsfrühstück für mich nicht erfüllt. Beide Restaurants haben das Rührei doch ganz unterschiedlich, aber zugleich köstlich kreiert. Unabhängig von beiden selbst erwählten Lieblingsdelikatessen – Lachs & Rührei – fängt die Klaviatur der Geschmacksrichtungen und der vielfältigen Auswahl in beiden Restaurants erst an. Am besten überzeugt der Leser sich einmal selbst vor Ort. Ich jedenfalls „beim heiligen Schlaraffenland“ muss gestehen, dass ich es vorletzte Woche wieder mal übertrieben habe. Wie im Trickfilm mit dem Teufelchen, das alle 40 Pfannkuchen geklaut und auf einmal verdrückt hat, habe ich mich anschließend den Sonntagnachmittag gefühlt. Das hat man nun davon, wenn die Geschmacksnerven und die Augen größer als der Magen sind. Da wünscht man sich wie Alf drei Mägen zu besitzen. Ob kulinarisches Restaurant, hippe Bar oder urige Kneipe überall kann bachanalen Gelüsten, Hopfenbegierden, dem kleinen oder dem großen Hunger auf der Simon-Dach-Straße gefrönt werden. -The „Temple Bar“ of Börlin- hat neben ihrem nächtlichen Ruf „eine der coolsten Kneipenmeilen von Berlin zu sein“ auch noch zu anderen Stunden ein vielfältiges Ambiente der Unternehmung zu bieten und einen Ruf zu gewinnen: Nämlich zur Brunch-Time. Na dann, juten Hunger bei einem saftigen Lachsbrötchen.

(Kolumne „Ein Art ‚Temple Bar‘ von Berlin – Die Flaniermeile Simon-Dach-Straße in Berlin Friedrichshain lädt zum Brunch“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Hauptstadtstudiokolmune vom 1. Februar 2010: Dachlawinen und Currywurst Museum Berlin

Kolumne: Berliner Dachlawinen und das Deutsche Currywurst Museum in Berlin

Vorsicht Dachlawine! – Alles Gute kommt von oben …

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… „Alles Gute kommt von oben“, sagt ein Sprichwort. Na! Wer es glaubt? Ich jedenfalls bin davon nicht mehr so ganz überzeugt. Aus Angst vor Dachlawinen bin ich in den letzten Tagen doch sehr vorsichtig an den Berliner Häuserfronten entlang marschiert. Soll heißen, dass ich mir öfter mal Gedanken zu herabstürzenden Schneemassen machte und zu gegebener Zeit neugierig nach oben lunchte. Nicht ohne Grund.

Denn mit einem Kollegen habe ich am Donnerstag letzte Woche in der Mittagspause auf der Zimmerstraße nahe Axel-Springer eine solche Dachlawine ganze fünf Stockwerke hinunterstürzen sehen. Von der anderen Seite und in sichere Entfernung blieb uns der Mund sichtlich offen stehen und erschrocken starrten wir uns anschließend an. Was wir miterlebten, war schon ein Szenario abstürzender Schneemassen der Extraklasse. Wie in einem schlechten Katastrophenfilm kam da richtig was runter, dicke Schneemassen in Verbund mit Eisschollen nahmen im Namen der Physik fahrt in die Tiefe unsere Gehwege auf. Die Vorstellung ein Mensch wäre gerade da entlang gelaufen, lies mir bei den momentanen Temperatur noch einen Zacken schärfer das Blut in den Adern gefrieren. So bin ich dann heute mit diesem Gedanken schielend an eben dieser Stelle schnurstracks vorbei marschiert mit dem Blick nach oben. Zurzeit kann der Berliner aber auch nur marschieren. Hundekälte, wahrlich. Wer das Blut nicht in Wallung bringt, droht auf der Stelle einzufrieren.  Der Spree dürfte das bald gelingen. Eine Menge Schollen sind auf ihr zu sehen, die sich möglicherweise bald vereinen oder zum Teil schon miteinander verschmolzen sind.

Das Deutsche Currywurst Museum in Berlin mit Currywurstzähler

Mit Temperaturen unter 15 Grad Minus ist die Gefahr von Schneelawinen zwar nicht so groß, passiert ja eher wenn es taut, aber der Gedanke lässt doch ein kleines Horrorszenario in Splatterformat zu. Angelangt auf der Schützenstraße 70, mein Blick ging wieder einmal von oben nach unten, blieb dieser gebannt auf einen höchst überraschenden Schriftzug stehen: Deutsches Currywurst Museum Berlin. Tatsächlich, es gibt in Berlin ein Museum für die Currywurst. Erstaunt habe ich mich von sämtlichen Dachlawinengehirngespinsten verabschiedet und nur noch Gedanken an die Berliner Currywurst. Mein Magen knurrte. „Ne, das gibt es doch nicht“, ging es mir durch den Kopf. Aber die Realität belehrte mich eines Besseren. Ich trat etwas näher heran und sah durch die Schaufenster des Museums. Zur rechten Seite, neben der automatischen Tür, stand ein Currywurst-Imbisswagen in den Ausstellungsräumen. Wahd für’n Ding – einfach eine Messe. Ein paar Schritte weiter hinein lunchte ich neugierig in die heiligen Hallen kulinarischen Wursterlebnisses. Mitten in der Schauhalle, nicht weit vom Eingang, hang ein Currywurstzähler; einmal für Berlin und einmal für ganz Deutschland. Letzterer bewegte sich in einem rasend schnellen Tempo. „Na wenn das man richtig ist“, fragte ich mich. Überlegte, ob es realistisch sei. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass dieser Zähler geschätzt ist. Außerdem, dass das Deutsche Currywurst Museum seit Mitte 2009 schon zu existiert. Was heißt hier „schon“? Es ist doch noch ziemlich jung an Monaten. Der Berliner Currywurstzähler war etwas langsamer unterwegs, aber ich konnte es am schnellen Wechsel dr Zahlen sehen, wie sehr die Berliner nach Currywurst gierten. Mein Magen begann noch lauter zu knurren.

„Currywurst mit oder ohne Darm?“ – Das ist hier die Frage.

Wie beim Pawlowschen Reflex lief mir das Wasser im Mund zusammen und es stieg sogleich der Wunsch nach eben dieser Wurst mit Brot oder Pommes und entsprechender Soße in mir auf. Dazu muss ich sagen, dass ich einer von denen bin, wenn es heißt: „Mit oder ohne Darm?“, der dann die leckere Würstchenvariante – ohne Darm – bevorzugt. Warum das so ist, weiß ich auch nicht, mag ich nur einfach lieber. Doch genau da scheiden sich schon mal die Currywurst-Geister. Wenn ich beispielsweise an so mancher Currywursttheke in Berlin stehe, nehme ich ganz nebenbei, während ich auf meine Bestellung warte, so einige interessante Currywurst-Diskurse wahr. Die Frage „Was nun besser schmeckt oder einfach cooler zu verzehren ist?“ steht dann nicht lange im Raum. Jeder gibt seinen Senf dazu, obwohl es ja eher Curryketschup ist, der über die Wurst gegossen wird. Selbst mit meinen Freunden, wenn uns der Hunger packt und es eben diese Fleischwurst mit jenem gelben Gewürzpulver in der Ketschupsoße sein soll, selbst mit ihnen bin ich noch nicht auf einen Vor- bzw. Nachteil der ein oder anderen Currywurstvariante gekommen. Für diese Erkenntnis sollte ich mich klugerweise einmal ins Currywurstmuseum begeben. Jedenfalls stand ich später wieder völlig überwältigt vor den Fenstern des Deutschen Currywurst Museums Berlin und versuchte mich loszueisen. Bei diesen Temperaturen ist dies wohl die richtige Formulierung. Mit einer Broschüre vom Museum in der Hand ging es weiter im Marschschritt zur U6 Stadtmitte, denn ich hatte noch einiges vor. Unter anderem so schnell wie möglich an eine Original Berliner Currywurst zu gelangen und dabei unterwegs gefährlichen Dachlawinen auszuweichen.

(Kolumne „Berliner Dachlawinen und das Deutsches Currywurstmuseum in Berlin“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Kolumne vom 18. Januar 2010 auf Hauptstadtstudio – „Sex an the City“ und die Photoautomaten in der Kastanienallee Prenzlauer Berg

Kolumne: “Sex and the City” und die Photoautomaten in der Kastanienallee Prenzlauer Berg

Ist Berlin wie New York? – Gibt es hier „Sex and the City“?

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Was hat Berlin eigentlich mit „Sex and the City“ zu tun? Nichts. Wirklich nichts? – Es folgt eine kurze dramaturgische Pause einer kleinen Überlegung. – Falsch. Berlin hat so einiges mit „Sex and the City“ zu tun. Klar, die Serie spielt nicht in der Bundeshauptstadt, doch die Themen der vier Damen sind auch hier mitten in Europa, hier an der Spree topaktuell. Schuhe, Handtaschen, Hochzeit, Mr. und Ms. Right, das Universum rund um die Liebe mit all seinen Irrungen und Wirrungen, all das existiert auch hier unter dem Wappen des kuscheligen Bären.

Man muss nur die Augen aufmachen, die Ohren spitzen und auf seine eigenen Worte achten und schon wird MANN und FRAU fündig. Wie ich dabei auf „Sex and the City“ komme? Nun, am Wochenende kam ich endlich dazu mir den Film zur Serie anzuschauen. Bereitwillig habe ich mich auf die Couch begeben und bin mit Carrie Bradshaw und ihren Freundinnen ins Hochzeitsfieber und das immer wieder spannende Thema Liebe eingetaucht. Ja, auch wenn es sich komisch lesen lässt, als Mann kann ich durchaus diesem Film so einiges abgewinnen. Im Namen der “gesucht und gefunden Liebe” habe ich mit den Protagonistinnen gelitten und gelacht. Herzhaft gelacht, auch wenn ich so manchen szenischen Plot schon im Voraus irgendwie erahnen konnte.

“Love and the City” und die kultigen Berliner Photoautomaten

Im Film hat Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw endlich die Liebe gefunden und es ging grundsätzlich darum, wie man sie sich bewahrt; mit oder ohne Hochzeit, mit viel oder wenige „Sex in the City“. Ich möchte hier nicht den Film wiedergeben, denn auch dieser hat letztendlich kein Patentrezept zum Besten gegeben. Aber wenigstens darauf aufmerksam machen, dass es gewisse, ganz bestimmte große und kleine Momente sind, die DIE LIEBE erblühen lassen und – in großer Hoffnung für alle Liebenden – sie auch erhalten können. Symbolische dafür steht ein allbekanntes Optikinstrument, ein kultischer Reigen auf der Photoklaviatur historischer Kuschelkisten – der Photoautomat. Er trägt wesentlich zu dieser Momentaufnahme bei. Ich rede hier von den alten klassischen Photoautomaten, die hier in Berlin noch an bestimmten Ecken zu finden und durchaus sehr stark frequentiert sind. MANN und FRAU, FREUND und FREUNDIN oder gleich mehrere lustige sich mögende Grüppchen können in diesen kleinen Boxen der Momentaufnahme ihren gemeinsamen Augenblick für immer fest halten. Ein Moment der Liebe oder der Freundschaft ist es. Mit 2 Euro ist der Photoautomatenfan dieser kleinen nicht standardisierten Passbilder dabei und erhält nach ca. vier Minuten Wartezeit 4 Bilder.

2 Historische Photoautomaten in der Kastanienallee – 4 Bilder in schwarz-weiß

Schwarz-weiß Photos: Ich habe sie gesehen, die Pärchen, die Freunde, die Touristen und natürlich auch die Photos. Habe gesehen, wie sie zielstrebig den Photoautomat auf der Kastanienallee aufgesucht haben oder zufällig freudestrahlend diesen entdeckten. Da war er, der Moment der Liebe „… and the City“. Jener Moment im Blitzgewitter bei dem Freundschaften besiegelt oder Küsse ausgetauscht werden. Ein lebendiges Gefühl des Miteinanders und die Photografie als Zeitzeuge des Hier & Jetzt und für das, was kurz darauf kommen mag. … Sonntagabend, Prenzlauer Berg, Kastanienallee im Schnee. Zwei Photoautomaten stehen wie in die Jahre gekommene Zwillinge nebeneinander. Ihr Unterscheidungsmerkmal: Einmal Querformat bitte und einmal Hochformat. Dunkel ist es, die Winternacht hat Berlin schon längst in Besitz genommen. Aber im Inneren der beiden Photoautomaten ist es kuschelig warm und im Vierminutentakt äußerst lebhaft. Vier Mal blitzt es, dann tritt heraus, wer vorher alles hineingepasst hat. Die Neugier potenziert sich je näher der Zeitpunkt kommt an dem der Automat die vierer schwarz-weiß Photoreihe ausspuckt. Die Ungeduld erreicht ihren Höhepunkt auf das „Wie?“ und „Hat es wirklich geklappt?“ Jedem einzelnem Menschen ist es anzusehen. Plötzlich erscheint das erste sichtbare Stück Photopapier. Zitternd und gespannt greift eine Person in die Öffnung des historischen Photoautomaten. Plötzlich ist er da, der Moment von „Love in the City“ Berlin, der Emotionen in schwarz-weiß für alle Beteiligenten auf Papier festhält. Wenn Berlin auch nicht New York ist und Carrie Bradshaw die Häuserschluchten von Big Apple vorzieht, so ist auch hier „Sex and the City“ an der Spree nicht wegzudenken. Überall sind die Themen der vier Damen zu finden und sei es auch nur neben einem historischen Photoautomaten in der Kastanienallee. Willkommen zu: „Love and the City“.

(Kolumne „Sex and the City und die Photoautomaten in der Kastanienallee Prenzlauer Berg“ ehmals auf hauptstadtstudio.com)

Montagskolumne auf Hauptstadtstudio: The King of Rock’n Roll Elvis Presley und der Monk in mir

Schneeweißes Berlin – The King of Rock’n Roll Elvis Presley und der Monk in mir

Im Berliner Winter mit „Elvis The King Presley“ im Ohr

Am letzten Freitag wäre Elvis Presley The King of Rockn Roll 75 Jahre alt geworden. Es war wieder einmal die kleine Kofferheule von einem Radio in meinem Badezimmer und der Moderator, der mich auf diesen Fakt aufmerksam machte. Sogleich wurde von mir im MP3-Player eine Hitliste von Elvis reanimiert und das ganze Wochenende stand unter der Sonne des King. „Don’t be cruel …“ – gut so grausam möchte ich jetzt nicht sein und von Sonne mitten im Winter reden. Nicht, wenn ganz Berlin zugeschneit ist und von Sonne nur in den Herzen oder in den Gedanken gesprochen werden kann. Egal wo ich unterwegs war, ob in Kaulsdorf Nord, am Alex oder aber im Prenzlauer Berg, überall gab es Schneemassen. Irgendwie schien es als habe dadurch die Berliner Welt ein paar Takte der Schnelligkeit verloren. Die Berliner, sonst sehr rasant und immer auf Überholspur, ständig in Bewegung und in Eile, von einem Ort zum anderen, hatten sichtlich einen Gang zurück geschalten. Auch auf den Straßen, die zum Teil wie leer gefegt erschienen, fuhren die meisten PKW’s nahezu im Schritttempo. Oder zu mindest so schnell, dass man einen Aufprall möglicherweise überlebt hätte. Dafür aber sind die S-Bahnen voll und so mancher könnte sich nachhaltig seiner Klaustrophobie bewusst werden. Monk lässt grüßen. Manchmal erscheint es dem Fahrgast wie in einem Viehtransporter. Stationsabhängige Zustände, die an lustige Youtube-Videos der U-Bahn in Japan oder anderen Staaten mit starkem Pendleraufkommen in den Öffis zur Hauptverkehrszeit erinnern. Lustig ist das aber für viele nicht!

Kaulsdorf Nord und im Ohr Elvis – „Love Me Tender“

In Kaulsdorf Nord, da wo der Kienberg zu finden ist und sich die Wuhle hindurch schlängelt, sah ich oft kleine unberührte Schneeareale. Es kribbelte mir in den Fingern diese durch meine Fußstapfen zu markieren. Aber in alter Monkmanier, die Ordnung und die Reinheit liebend, alles im Urzustand belassen zu wollen, tat ich es nicht. Bei einer Diskussion zu Hause in der warmen Küche über Adrian Monk wurde ich überraschenderweise als „Ein kleiner ‚Monk’ bist du aber schon.“ von meiner Gesprächspartnerin eingestuft. Kurze Überlegung. Ein Nicken folgte und in der Reflexion einiger Eigenarten sah ich bildlich vor mir, wie ich stets auf meinem Schreibtisch oder auch am Arbeitsplatz alle Stifte gerade rücke. Auch Bücher und andere Utensilien im Haushalt werden oft in Reih und Glied gelegt. Eben so, dass es optisch gut aussieht. Da wir gerade in der Küche standen und ich am Abwasch und aufräumen war, bemerkte ich es mal wieder leibhaftig, wie akribisch ich durchaus das Schlachtfeld kulinarischer Ergüsse beseitigte. Bei Zeitmangel werden die Dinge zu mindest optisch einwandfrei positioniert. Da war er, der „Monk“ in mir. Tja, da wurde ich förmlich mit der Nase in diesen Zustand der Ordnungsliebe eingetaucht. Im kalten Berliner Schnee wäre dies sicherlich nicht so prickelnd gewesen. Wahrscheinlich hätte ich dann eine zusätzliche Phobie wie Privatdetektiv Adrian Monk entwickelt – eine Scheephobie. Egal, der King war bei mir und untermalte mir melodisch-zuckersüß das vor mir liegende „Weiße Berlin“. Übrigens gibt es einen Künstler in Berlin, Nicolas Young, den der Berliner Kurier als „King von Berlin“ betitelte; Nicolas Young. Ich habe ihn schon oft selbst live erleben können und hoffe nur, dass er auch im Jahr 2010 mit “The Soul of Elvis” in einschlägigen Berliner Lokalitäten den King of Rock’Roll auferstehen lässt. Eine emotionale Show für die Augen und die Ohren. Elvis lebt!

Die Phobien des Adrian Monk und “Devil in Disguise”

Elvis Presley und Adrian Monk sind nun doch zwei verschiedene Persönlichkeiten. Beide aber waren für mich gedanklich bezeichnend für dieses schneeweiße Wochenende in Berlin und wer hätte das Gedacht: Monk hat neben Akrophobie (Höhenangst), Klaustrophobie (Angst vor Enge), Achluophobie (Angst vor Dunkelheit), Aphephosmophobie (Berührungen) und Bacteriophobie (Bakterien) auch eine mir bis dahin unbekannte Phobie, die Gymnophobie. Bis zu dieser Kolumne kannte ich nicht einmal die Bedeutung des Wortes Gymnophobie, nämlich die Angst vor nackten Menschen. Was es nicht alles gibt? Davon spreche ich mich, wie auch von den anderen frei. Schließlich bin ich ja auch kein berühmter Serienheld mit Superspürnase für’s Detail; auch wenn ich gern akribisch aufräume und akkurat Dinge anordne. Mit den Elvis Songs „Suspicious Minds“, „Can’t Help Falling in Love“, „Devil in Disguise“, übrigens meine Lieblingslieder, ging es dann am Sonntag mit dem Gedanken an Herrn Monk zurück zum Berliner Hauptbahnhof. Das Wochenende lag in den letzten Atemzügen und „Leise rieselt der Schnee“ stand ich am Ausgang Europaplatz. Just in diesem Moment kam mir die Übersetzung von „Devil in Disguise“ in Erinnerung: Der Wolf im Scharfspelz. Grinsend formierte sich zusätzlich in mir, beim Anblick der Schneemassen, der Spruch “Wenn der Schnee schmilzt, sieht man erst wo die Sch… liegt.” … Na dann, mein liebes Berlin, schauen wir mal was sich nach dem Tauwetter alles so darunter verbirgt. Siehe da, hier wären wir schon wieder assoziativ annähernd bei Adrian Monks Bacteriophobie und indirekt bei meinem Monksinn für Ordnung. Doch bei aller Ordnungsliebe manchmal sollte man einfach mal alle Fünfe grade sein lassen oder die Dinge eben mal schräg liegen lassen.

(Kolumne „Schneeweißes Berlin – The King of Rock’n Roll Elvis Presley und der Monk in mir“ ehemals auf hautpstadtstudio.com)

Kolumne vom 4. Januar auf Hauptstadtstudio: 2010 ein neues Jahr beginnt – Alles bleibt beim Alten oder doch nicht?

Kolumne: 2010 ein neues Jahr beginnt – Alles bleibt beim Alten oder doch nicht?

4. Tag im neuen Jahr – 2010 lernt laufen

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„2010 – s’Jahr hat begonnen. Es gibt viel zu tun. Packen `wir` es an! Bin schon dabei und produziere neue Texte. Auf ein kreatives Jahr …“ So was twittert man eben mal, wenn die Woche beginnt und wenn das Neue Jahr 2010 angebrochen ist. Heute ist schon der 4. Januar und das Jahr 2010 hat schon laufen gelernt. Dabei wird es nicht bleiben, nur beim Laufen, das lehrt uns die Erfahrung und der Rückblick auf die vergangenen Jahre. Jeder Anfang ist schwer oder aber auch nur so leicht, wie es sich der Kreative, der Mensch selbst nun einmal gestaltet.

Was wird nicht alles darüber geschrieben; über den alljährlichen Jahresbeginn? Unmengen von Gedanken gibt es zu lesen. Da wird zumeist immer von „Guten Vorsätzen“ gesprochen und wie lange sie so halten können. Außerdem: Was nimmt sich der ein oder andere nicht alles vor? Zum Beispiel sich dieses Jahr weniger stressen zu lassen oder doch zwei Mal anstatt nur einmal in den Urlaub fahren? Einmal pünktlich zum Zahnarzt gehen, vielleicht die Arbeitstellte wechseln oder den eigenen Partner, wenn es schon nicht mit einem neuen Job klappt. Alles will man besser machen, alles will man besser haben. Von dem einen etwas weniger, von dem anderen etwas mehr und doch: Allet bleibt beim Altn. Warum nicht einmal nachschauen, was im letzten Jahr besonders gut gelungen ist und was am besten so bleiben kann. Unser eins hat sich letztes Jahr beim Fitnessstudio McFit angemeldet und kräftig in die Geräte gedrückt, das Laufband rotieren lassen und auf die Ernährung geachtet. Na Mensch, da haben wir doch was gefunden, was einfach so bleiben kann. Gibt es da noch mehr?

Der Kölner sagt: Et kütt, wie et kütt

Aber klar doch. Einfach mal zurück schauen, nicht glotzen, und das Gute eruieren. Da muss es doch noch viel mehr geben. Gibt es bestimmt! Schließlich hatte das Jahr ganze 365 Tage. Eine Menge Zeit sinnvolle Dinge zu tun bzw. Dinge zu finden, die mit dem Prädikat Daumen hoch betitelt werden können. Nicht nur für mich, sondern auch für die Welt. Jetzt drifte ich leicht ins heroische Samaritertum getreu nach dem Motto „für Alles und Jeden“ ab. Was an sich ja nicht schlecht ist, aber damit will ich hier nicht hausieren gehen. Nein, was ich meine: Jeder sollte zuerst einmal an sich denken, machen wir ja sowieso, das liegt in der Natur des Menschen und dann … dann kommt das Füreinander, so denke ich, automatisch. Einfach mal an sich denken, an das vergangene Jahr und das Positive heraus ziehen und dieses weiter am Leben halten. Das tut uns definitiv gut. Und was uns gut tut, geben wir auch locker flockig weiter. So haben wir einfach mal einen Engelskreislauf, statt den berühmt berüchtigten Teufelskreislauf, bei dem alles immer Schlimmer wird. Die positive Wirkung auf den Partner, die Familie, die Freunde, die Arbeitskollegen und die Mitmenschen im Allgemeinen bleibt nicht aus. Zu guter Letzt bekommen wir das, was wir ausstrahlen und unbewusst abgeben, auch wieder zurück. Ein Simples Ping-Pong-Spiel. Dabei haben wir nur an uns selbst und das vergangene Jahr gedacht. Tja, so lässt es sich den neuen Herausforderungen des Jahres 2010 schon viel besser gegenüber treten oder etwa nicht? „Et kütt, wie et kütt“. Genau das habe ich von meinem Kölner Freund gelernt. Gerade das macht uns Menschen ja auch wieder aus, dass wir anpassungsfähig sind. Rasend schnell erkennen wir, ob wir dem Laster ausweichen sollen, der gerade auf uns zu rast oder ob wir noch versteckte Gene alla HEROES in uns haben, die sich im Adrenalinrausch blitzschnell entfalten und wir dieses Automobilmonstrum mit dem kleinen Fingern über uns drüber nur mal so heben. ET KÜTT eben, WIE ET KÜTT.

Alles beim Alten – Packen wir es an!

Letztendlich bleibt alles beim Alten. Die „guten Vorsätze“ haben ihr Haltbarkeitsdatum, das irgendwann abläuft. Doch sehen wir es positiv im Sinne von Hermann Hesses: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Genau das trifft meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf. Jedem Anfang, geht einem Ende voraus und dieser Anfang des Jahres 2010 lässt Altes einfach abschließen und Neues in Erwartung beginnen. Ein immer wiederkehrender Kreislauf, der seinen Sinn hat. Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Im Großen wie im Kleinen tragen Neugier, Tatendrang, Gute Vorsätze und der neuerliche Griff zur Schokolade im Schrank (weil es einfach schmeckt und gut tut) zu ungeahnten Erlebnissen und Bewältigung jeglicher Hindernisse bei. Gott sei Dank hat auch das Jahr 2010 ganze 365 Tage, um etwas zu schaffen, was Sinnvolles zu leisten, sich Neuem zu widmen und uns selbst jederzeit etwas Gutes zu tun. Wir haben alle wieder ein Jahr uns neu zu orientieren, zu finden und am Ende des Jahres neu zu definieren. So bleibe ich gern für heute bei meinem Twitterspruch und zitiere aus dem Tweet: Packen wir es an! – Es gibt viel zu tun. – Auf ein kreatives Jahr. … und wenn wir den Laster mit dem kleinen Finger nicht über uns heben können, dann nehmen wir den Daumen ganz lässig noch mit dazu.

(Kolumne „2010 ein neues Jahr beginnt – Alles bleibt beim Alten oder doch nicht?“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Montagskolumne von Jens Böhme: Silvester 2009 in Berlin

Die letzte Montagskolumne im Jahr 2009 auf Hauptstadtstudio …

Silvester LINKBAITING 2009 –Wo, wann und warum genau da?

Bedeutung von Silvester – Wir feiern den Namenstag des Papstes Silvester

© Hauptstadtstudio

Wo, wann und warum genau da? Die essenziellen Fragewörter zum Jahreswechseltag – Silvester. Zwei Monate vor Jahresende, das ist natürlich noch viel Zeit bis zum 31. Dezember, da fließt noch viel Wasser die Spree hinunter. „Drei Wochen vor Jahresende…“, habe ich mir wieder einmal gesagt, „… weiß ich definitiv, wo ich dieses Jahr Silvester 2009 feiere.“ Also wirklich mindesten drei Wochen vorher sollte meine Silvesterplanung feststehen. Aber Pustekuchen. Eher habe ich noch erfahren, dass wir am 31. Dezember den Namenstag eines Papstes feiern.

Diesen Fakt habe ich ehrlich gesagt bis heute nicht gewusst, obwohl ich auch schon ein paar Lenze auf dem Buckel habe. Es ist der Jahrestag nach Papst Silvester I., der am 31. Dezember 335 starb. Mit der Gregorianischen Kalenderreform 1582 wurde der letzte Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember verlegt. Woher ich das weiß? Zum einen, weil meine Mutter mich fragte, ob ich denn so schlau wäre und es wüsste warum es Silvester heißt – nein, so schlau bin ich dann doch nicht – und zum anderen, weil ich schnurstracks auch noch einmal bei Wikipedia und anderen Internetquellen nachgelesen habe. Ein Hoch auf die Fast-Food-Bildung im Internet.

31. Dezember Silvester 2009 – Wo, wann und warum genau da?

Trotz allem neuen Wissenszuwachs habe ich immer noch keinen Plan, wo ich in Berlin feiern werde. Das meine Silvesterparty  in -Good Old Börlin- sein wird „Berlin, Berlin, halleluja Berlin …“ (Rainald Grebe lässt grüßen) steht natürlich fest. Das ich nicht allein feiern werde ebenso. Ein Freund und eine Dame haben sich mir schon mal angeschlossen. Das lässt die Erwartungen natürlich steigen. Trotz aktuellem Dreiergespann, haben auch meine Mitstreiter noch keinen Plan. Wobei wir wieder am Anfang von `Wo, wann und warum genau da?` wären. Fast könnte ich glauben, dass meine bisherigen zwei Mitstreiter für das Silvester 2009 sich wahrscheinlich nur in meiner Gesellschaft befinden, weil sie eben auch keine Ahnung haben, wie es ins neue Jahr 2010 gehen soll. Aber das ist nur Spekulation und hilft nicht weiter. Gibt es da draußen eigentlich noch mehr davon? Noch mehr Unwissende von `Wo, wann und warum genau da?` Wenn ja, dann wäre ich für Tipps & Tricks äußerst dankbar. Tipps, was alles noch geht: Da befinden wir uns übrigens optimistischer Weise bei einem meiner Lieblingslieder von ICH+ICH „So soll es bleiben“ mit „… ich muss noch weiter suchen, weil immer noch was geht …“ und den so genannten Tricks, wie wir beispielsweise irgendwo, doch noch einen Einlass bekommen oder zu mindestens wissen, wie hoch die Summe der Bestechung des Türstehers oder Partygebers sein muss. Die Idee, dass wir uns irgendwo selbst einladen, kommt natürlich auch jedes Jahr auf den Tisch. Problem dabei: Wir müssen schon wissen, wo wir uns einladen können. Ohne fundierten Tipp bleibt nur die spontan Einladung zur Big-Silvesterparty am Brandenburger Tor, vielleicht auch bei einer um 24 Uhr Stippvisite am Berliner Hauptbahnhof oder verzweifelt beim Stammimbiss um zwei Ecken.

Viralmarketing zu Silvester – Ein LINKBAIT kommt selten allein

Im Freundeskreis hatten wir nach einem kurzen Gedankenspiel (um einmal nicht den Anglizismus „Brainstorming“ zu verwenden, es geht auch anders) konspirativ vor Tagen an ein LINKBAITING gedacht. Warum nicht auch mal Viralmarketing für sinnvolle Dinge nutzen. Einfach vor Silvester 2009 einen LINKBAIT generieren und ihn mit folgenden Inhalt bestücken: – Treff 23:30 Uhr Hauptbahnhof Berlin am Europaplatz. Alle, die nicht wissen `Wo, wann und warum genau da?` sollen sich mit einer Pulle Anstoßsekt und einer symbolischen Rakete zum Gemeinsam-ins-neue-Jahr-Rutschen an den Treppen linker Hand treffen. Umarmung, Nichtalleinsein und neue Bekanntschaften garantiert. – So nicht anderes sollte es lauten. Schließlich ist immer jemand von A nach B unterwegs, vor allem am Hauptbahnhof, der ja noch dazu sehr zentral gelegen ist. Die Partymeile am Brandenburger Tor ist zudem auch nicht weit davon entfernt. Werden ja wieder 1 Million Besucher erwartet. „Und wer weiß“, meinte einer meiner Diskussionspartner, „mag sein, dass wir da allein stehen. Vielleicht auch nur mit 12 Leuten oder aber mit 600 Menschen und mehr, die auch nicht wissen: `Wo, wann und warum genau da?` … Fest steht, ich werde dieses Jahr definitiv nicht zu Hause sitzen und möglicherweise mit größter Wahrscheinlichkeit bis kurz vor Zwölfe immer noch nicht wissen `Wo, wann und warum genau da?` Aber mit Sicherheit wieder mit einem lachenden und weinenden Augen auf das alte Jahr blicken und in Gedanken mit allen anstoßen, die sich nicht unmittelbar in meiner Nähe befinden. Somit wünsche ich allen: „Nen juten Rutsch in dit Jahr 2010.“

(Kolumne „Silvester LINKBAITING 2009 – Wo, wann und warum genau da?“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Hauptstadtstudio: Die Montagskolumne zum Fest – Jens Böhme

Kolumne: Berlin Hauptbahnhof – Frohes Fest und „Tatsächlich Liebe“

„Love Actually“ am Berliner Hauptbahnhof

© Hauptstadtstudio

Stelle Dich zur Weihnachtszeit einfach einmal auf den Berliner Hauptbahnhof der Deutschen Bahn. Am besten zur Hauptanreise- und Abreisezeit wie an einem Freitag oder Sonntagabend oder zu Weihnachten und beobachte die Menschen. Alle haben sie ein Ziel. Die meisten haben ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen. Sie wollen von einem Ort zum anderen, um etwas zu erledigen, letztendlich um Menschen zu treffen. Sie haben alle ein Ziel und sind auf Reisen. Egal auf wohin und auf wen sie stoßen, ob nun Geschäftspartner, Bekannte, Freunde, den Partner oder das ganze Musical Ensemble vom „Der Schuh des Manitu“ im Theater des Westens, sie werden am Ende der Reise immer auf einen Menschen treffen.

Gut, es gibt auch einige wenige, die einfach auch mal ziellos sind oder aus schierer Neugier verweilen; so wie ich. Ich liebe den Hauptbahnhof. Er ist mein „innerer Kiez“ – tausend Gedanken, tausend Menschen und wenn man verweilt, dann kann ich durchaus einen Gedanken festhalten oder etwas ganz Neues entdecken. Da ich in der Nähe wohne und mit den „Öffis“ fahre, komme ich täglich mit ihm in Berührung. Manchmal verweile ich auch und genieße das Treiben und dann sehe ich, neben all den unterschiedlichen Facetten des Berliner Hauptbahnhoflebens, die puren Momente des Glück und der Freude. Genau dann, wenn sich die Menschen in die Arme fallen. Wenn sie hier ankommen von Friedrichshain, von Bernau, von Dresden, von München, von Paris, von Moskau oder gar von Übersee. Der Betrachter solcher Szenarien erhält einen lebendigen und authentischen Blick auf pure Freude und Liebe zwischen den Menschen.

Frohes Fest der Reise – Ankommen und Abfahren

Ein genauer Blick auf die Augen derer, die ankommen – sie strahlen. Haben einen Glanz von Erwartung und hundertprozentiger Aufmerksamkeit des Moments. Die Gesichter drücken in ihren Linien Freude und Wohlgefühl aus. Hier ein breites Lächeln voller Euphorie, da ein Lächeln mit Wehmut und doch liebevollem Stolz. Umarmungen sind so herzlich, so echt, dass man als Betrachter am liebsten gleich mit in den Reigen der Liebe einsteigen möchte. „Ich will auch mal drücken … ich will auch einen Kuss geben.“ Natürlich bleibe ich in einiger Entfernung stehen und genieße nur diesen Augenblick in auktorialer Anteilnahme. Da warten einige auf die Anreise der Mutter zum Weihnachtsfest, auf die Ankunft des alten Freundes, der in einer anderen Stadt lebt oder der besten Freundin, die vor Weihnachten noch einen Abstecher bei wiederum ihrer besten Freundin machen möchte. Aber auch jene, die auf die Ankunft des Partners warten – das Zueinanderfinden des Ur-Liebesgefühls zwischen den Menschen. Es gibt ein stetes Abfahren, wie auch Ankommen. Das Herz geht auf Reisen und in einer Millionenstadt wie Berlin sind wir fast alle täglich auf kleinen oder großen Reisen unterwegs und kommen über kurz oder lang am Knotenpunkt Berliner Hauptbahnhof vorbei. Genau hier bin ich auch gestern wieder einmal „angekommen“, wenn auch nur um wenige Ecke. Aber ich verweile hier gern und staune über die Welt, die Weihnachtszeit, die Menschen, die Gesichter und auch so manches Mal über mich selbst.

„Tatsächlich Liebe“ – Weihnachtszeit 2009

Die Menschen finden wieder zu einander und dies vor allem um die Weihnachtszeit. Wollen wir doch den anglizistischen Titel „Love Acutally“ bei Seite schieben und auf den letzten Zeilen den deutschen Filmtitel hervor kramen, der da heißt: „Tatsächlich Liebe“. Nicht nur, dass ich ein Fan von diesem Film bin und er jedes Jahr zum Repertoire meiner Weihnachtsfilme gehört, er zeigt in seiner Eingangssequenz, wie auch am Ende des Films genau jenen Esprit von „Ankommen und Abfahren“, wie es eben auch auf dem Hauptbahnhof von Berlin der Fall ist. Es muss nicht immer ein Flughafen sein und es muss auch nicht immer Weihnachten sein, um derart Schönes zu beobachten und zu erleben. Nein, muss es nicht. Es gibt auch noch elf andere Monate im Jahr. Das sollten wir uns ein wenig bewusst machen, denke ich. Aber vielleicht werde ich die Zeit am Weihnachtstag nutzen und selbst noch einmal einen Abstecher zur Haupthalle und den Gleisen meines Erlebnislieblings Berlin Hauptbahnhof machen. Etwas herum schlendern und die Menschen, die Liebe beobachten. Wenn ich dann wieder den Geist der Weihnachtszeit und das „Ankommen und Abfahren“ am Bahnhof erlebe, dann werden meine Augen wieder etwas mehr Strahlen. Auch mein Gesicht wird dann jene Mundwinkelzüge zeigen, die sich mit einem freundlich warmen Hauch von Mitempfinden zu einem entspannten Lächeln nach oben ziehen. In diesem Sinne: Wünsche ich allen ein Frohes Fest, beim Abfahren wie auch beim Ankommen.

(Kolumne „Berlin Hauptbahnhof – Frohes Fest und ‚Tatsächlich Liebe'“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Hundekälte auf dem Alex – Berlin im Frost

Kolumne: „Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte.“ – Alfred Döblin lässt grüßen

Mit dem Fahrrad unterwegs in Berlin

© Hauptstadtstudio

Guter Dinge und im Zwiebelsystem warm angezogen, trat ich vor die Haustür. Bohhh, ist das kalt, eine „Hundekälte“ ist das, dachte ich. Da jagt man echt keinen Hund vor die Tür. Es half jedoch alles nichts, der Tag war voll gestopft mit Terminen. Aber wie kalt es wirklich geworden war, merkte ich erst, als ich mein Schloss am Fahrrad nicht mehr aufbekam. Geschlagene fünf Minuten, vielleicht waren es auch sechs, versuchte ich das Schloss zu knacken; mit dazugehörigem Schlüssel wohlgemerkt. Nichts bewegte sich. Mit Hauchen, warme Hände dranhalten, Feuerzeug herauskramen und diversen Kraftübungen mit Daumen und Zeigefinger war der Erfolg in sichtbare Nähe gerückt. „Bloß nicht abbrechen! Ganz ganz vorsichtig …“, betete ich und siehe da ein erstes Erfolgserlebnis an diesem so bitterkalten Tag. Anschließend auf den Sattel geschwungen, war nicht nur dieser spürbar vom Frost in Beschlag genommen worden, sondern gleichzeitig auch die rechte vordere Bremse meines Fahrrades. Das merkte ich aber erst an der ersten Kreuzung Richtung Hauptbahnhof. Oh ha, nur halbe Sicherheit bis Alexanderplatz! Aber anno dazumal gab es auch nur Rücktritt und der Mensch ist heil durch den Verkehr gekommen.

„Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr, 1929, wird’s noch kälter.“

Zwar haben wir mit der Weile das Jahr 2009, aber schon Alfred Döblin hat es richtig erkannt: Es kann richtig kalt werden in Berlin. Vorbei an den Buden des Weihnachtsmarktes am Alex dürfte nun jeder den Drang spüren, wirklich im Glühweinzeitalter angekommen zu sein. Wenn ich da an die milden Gefilde vor zwei Wochen denke, sind die Berliner nun doch in der kalten, der bitterkalten Jahreszeit angekommen. Als ich dann neuerlich vor meinem Fahrrad stand, gab es ein Revival der Haustüraktion. Wahrlich eine „Hundekälte“ oder sollte ich eher „Schweinekälte“ sagen? In Zeiten der Schweinegrippe ist der Sprecher doch wesentlich hipper, wenn er mit medial aufgemotzten Modewörtern um sich schmeißt. Es wäre jedoch clever gewesen das Schloss auszutauschen oder es zu mindestens einmal zu ölen als ich noch die Gelegenheit dazu hatte. Da stand ich nun auf dem Alexanderplatz, mein Fahrrad fest verschweißt und fühlte mich der genannten Romanphrase aus Döblins „Berlin Alexanderplatz“ sehr sehr nahe. Mit dem Roman setze Döblin dem geliebt und gehassten Alexanderplatz ein literarisches Denkmal. Nur half mir das in jenem Augenblick nicht weiter. Dieses Mal dauerte es wesentlich länger. Aber wie heißt es so schön: Wenn Engel reisen. Auch wenn ich selbst kein Engel bin, war doch einer meiner Weihnachtsengel anwesend und schickte positive Energie in den Zylinder meines Fahrradschlosses.

Berlin: Ich komme wieder zum Alex

„Nüscht wie nach heme“ würde der Sachse sagen und vorsichtshalber das Ersatzschloss benutzen, denn das ist noch voll intakt und sollte die „Hundekälte“ in jeder Ecke Berlins schon aushalten; auch am Alex. Auf der Fahrt zurück in meinen Kiez fiel mir noch ein, dass ich im ersten Jahr meiner Berliner Ankunft und als scharfer Beobachter das Zitat „Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr, 1929, wird’s noch kälter.“ auf der Oststeite am Haus Alexanderplatz 6 entdeckt hatte. Auf der 220 Meter langen Fassade kann der Betrachter jene Worte lesen. Asche über mein Haupt, ich war jedoch schon einige Straßenzüge weit weg entfernt, um mich davon zu überzeugen, ob denn wirklich noch diese Hommage da prangt? Ich denke schon und beim nächsten Besuch auf dem Alexanderplatz werde ich mich einfach noch einmal vergewissern. Dann aber mit einem besserem Schloss und der höheren Gewissheit, dass ich vom Alex wieder los komme. In diesem Sinne: „Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr,“ – 2009 – „wird’s noch kälter.“

(Kolumne „`Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte.` – Alfred Döblin lässt grüßen“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Montagskolumne von Jens Böhme auf Hauptstadtstudio

Kolumne: Wer ist hier der Grinch?

Einmal ein Grinch sein. – Wieviel Grinch ist in Dir?

© Hauptstadtstudio

Schon mal daran gedacht dem Weihnachtsmann den Geschenkesack zu klauen? Vielleicht nicht den Sack klauen, aber zumindest, das mit den Geschenken in diesem Jahr mal völlig sein zu lassen. Na, so bösartig wie der Grinch wollen wir dann doch nicht sein oder?

Aber durch die Antihaltung wenigsten der Weihnachtsindustrie ein eigenes, ein ureigenes Schnäppchen schlagen. Kampf dem Konsum! Ho ho ho hooou, das macht den Grinch “in Dir” – gar froh.

Vielleicht gibt es sogar bei dem ein oder anderen den Gedanken den Originalweihnachtsbaum aus dem Wald durch einen ordinären Plastikbaum zu ersetzen? Sei es aus Faulheit die Nadeln täglich wegsaugen zu müssen oder aus Kostengründen. War ja schließlich Wirtschaftskrise, da müssen alle ein paar Federn … äh, ich meine natürlich Nadeln lassen. Eben so eine richtige moderne Plastiktanne mit integrierter Wii-Station zum digitalen Pilzesuchen auch im Dezember innerhalb des Nadelgeflechts bzw. einem Holzfäller-Kamikaze-Game zum zusammenklappen und in die Ecke stellen; für den ungenutzten Stauraum im Keller. Ein Stino-Plastikbäumchen zum wiederaufbereiten frisch aus dem Gorleben der Wohnstube – alles strahlt -, um es nächstes Jahr erneut zu reanimieren. Aber ob dies der Geschenke- und Weihnachtsindustrie wirklich in die Strategie passt, ist fraglich? Da sind wir wieder bei den Nadeln, die sich förmlich zu Dornen transformieren. Und diese Dorneshaltung des Konsumenten: Nun, diese ist der Industrie mit Sicherheit ein wahrer Dorn im Christbaumschmuck. Zumindest kommt mir beim Anblick der Weihnachtsartikel schon Ende September jene Art der Neurose einfach mal zum Grinch zu mutieren, ganz gelegen.

Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat – Seuss lässt grüßen

Der Grinch hasst Weihnachten. Ein kleiner Exkurs am Rande. Er ist ein grünes behaartes Wesen und entstammt aus der Feder des Schriftstellers Theodor Seuss Geisel. Sein Kinderbuch erlangte in den USA Kultstatus. In unserem Breitengrad dürfte dieser Antiheld der Weihnacht aus der Verfilmung des Regisseurs Ron Howard mit Jim Carrey als grüner Weihnachtshasser eher auf diesem Wege bekannt sein. Und weil eben dieser grünen Froschnatur der ganze Weihnachts-Kladderadatsch tierisch auf den Senkel ging, – klar, grün ist eben schon aus Corporate Identity zum Weihnachtsfest nicht die richtige Farbe – beschloss er sich als Weihnachtsmann zu verkleiden und das Fest der Liebe zu klauen. Es sei angemerkt, dass ich durchaus kein grünes behaartes Wesen bin und zudem auch nicht an der Rot-Grün-Blindheit leide. Nur manchmal, wenn das Weihnachts-Tam-Tam überhand nimmt, eine Heuchelei die andere ablöst und überkandidelter Kitsch zur eigenen Epoche avanciert, neben der uns altbekannten Epoche der Romantik, dann … dann ist selbst mir als romantischer Geist das eine Spur zu heftig.

Dann hilft nur noch: Plätzchenbacken. Denn das ist ja wohl der wahre Geist der Weihnacht. Sich zusammenfinden, ein Lichtlein anzünden, vielleicht auch zwei, drei, … aber keine Feuersbrunst und dabei gemütlich entspannt mit der Familie oder den besten Freunden das Beisammensein genießen. „Freunde“ sind übrigens die Familie, die man sich aussuchen kann; habe ich mal gelesen. Ein traditioneller Punsch zu Hause oder auf dem Weihnachtsmarkt ist natürlich auch eine Alternative. Da spricht und lacht man jedenfalls miteinander, Mann & Frau tut es eben einfach! Im Gegensatz zum Geschenke kaufen. Da fragt sich jeder nur: Was hat sie denn noch nicht? Was ist denn ein angemessenes Geschenk für die Schwiegereltern? Oder: Wo bekomme ich nur die CD mit der Original-Unterschrift von Robbie Williams her? Tja, das sind einseitige Dialoge und sicherlich nicht im Geist der Weihnacht. Das mag für den ein oder anderen eine Herausforderung sein, ein archaischer Kampf, aber doch ein einsamer. Wenn dabei der suchende Mann oder die Dame nicht gerade von den Freunden beim Weihnachtsshopping unterstützt wird.

Im Clinch mit dem Grinch „in uns“

Aber zurück zum Exkurs. Der Grinch in seiner Euphorie das Richtige zu tun, entwendet mit Hilfe seines treuen Hundes die Geschenke der Bewohner aus dem Nachbarort und glaubt somit dem ganzen überschwänglichen Feierlichkeiten ein Ende gemacht zu haben. Da irrt er aber gewaltig, wie die Geschichte beweist. Letztendlich wissen wir doch alle, dass Weihnachten weit mehr ist als nur ein Geschenkewahn und bunte Lichter. Es sollte zu mindest in den Köpfen zu mehr herhalten. Auch weniger mag in diesem Fall oft „vielmehr“ sein. Es gibt einfach zu viele schöne Dinge in der Vorweihnachtszeit oder zu Weihnachten selbst, als das ich ehrlich gesagt wirklich zum Grinch mutieren würde. Wenn das sogar der Grinch am Ende der Weihnachtsgeschichte selbst entdeckt und von seinem Anti-Tripp geheilt wird, dann bin ich schon lange geheilt – vor allem vom Konsum. Jedoch noch lange nicht vom Duft der Weihnachtsmärkte, dem herzhaften Gaumenschmaus, den extravaganten Süßigkeiten, wie auch nicht davon meinen Lieben zu Weihnachten zu sagen: „Fröhliche Weihnachten, ‚ick’ hab Euch lieb.“

(Kolumne „Wer ist hier der Grinch?“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

Kolumne auf Hauptstadtstudio – Frust und Lust mit der BVG

© Hauptstadtstudio

Mal ehrlich. Warten auf die Bahn, auf den Bus, auf die Verabredung zum Kaffee, auf eine Dame, auf einen Herrn, auf Weihnachten, den Feierabend, das Wochenende, den Urlaub, … gewartet wird doch immer.

Das darf man der BVG nicht wirklich vorwerfen. Das ist doch zum Teil ihr Kerngeschäft, dass die öffentlichen Verkehrsteilnehmer laut Fahrplan eben warten müssen. Im Laufe unseres ganzen Lebens sind wir doch bei genauer Betrachtung nur am Warten. Darauf, dass der Kinofilm beginnt oder ich endlich zur Sprechstunde beim Hausarzt aufgerufen werde; und das trotz Termin oder im Sinne der BVG laut Fahrplan.

25 Minuten warten – Frustration vorprogrammiert

Jetzt erst am Wochenende stand ich an der Haltestelle Alt-Moabit/Rathenower Str. Es regnete und ich war trotzdem guter Dinge. Ich hatte wie üblich einen Termin. Doch als ich dann doch geschlagene 25 Minuten auf den Bus wartete, spürte auch ich so manch seltsam ungewohntes Gefühl in mir. Jenen Drang sich lautstark echovieren zu müssen. Zudem fuhr sichtlich provozierend im Intervall der TXL an meiner Nase vorbei. Zwar ein Bus der BVG, aber eben nicht meiner und dies war auch explizit keine TXL-Haltestelle.

Tropfen auf den heißen Stein – BVG Entschädigungsprogramm

In Gedanken fiel mir prompt auch ein, dass heute zum Samstag die BVG ihr Entschädigungspaket von der Leine gelassen hatte. Mit einem Einzelfahrschein konnte demnach der Fahrgast den ganzen Samstag mit der BVG fahren. Dies ist sogar am 1. Advent und an den folgenden Adventswochenenden möglich. Ich hatte jene Information im Radio vernommen. Das Ganze ist ein Teil aus dem Entschädigungsprogramm für die langfristige Misere in diesem Sommer, in der letzten Zeit und möglicherweise auch für die Zukunft. Ich sage da nur: Notfallfahrplan. Weiterhin gibt es die Tickets für den Dezember für 15 € weniger und Abo-Kunden bekommen den 12. Monat sogar geschenkt. Was für ein Schachzug der Reue! Ist es nicht eine kleine gut angelegte PR-Kampagne, die vorerst weit weniger kostet das eigene Image aufzupolieren, als dieses durch einen pünktlichen Zeitplan und sichere, sowie funktionstüchtige Transportmittel zu gewährleisten? Ich vermute es einfach mal. Klar, letzteres kostet sicherlich wesentlich mehr – so auf die Schnelle. Was zahlentechnisch noch zu beweisen wäre QUOD SIT DEMONSTRANDUM und bleibt daher nur eine subjektive Annahme.

Die Waage der Gerechtigkeit

Wer aber auf den Bus wartet und einen Termin hat, der lässt schon mal gern die eigene Frustration an der Institution BVG bzw. der S-Bahn aus. Im Extremfall auch an den Menschen, die repräsentativ dafür stehen. Busfahrer, Servicepersonal etc. Sie sind dann eine Art menschliche Klagemauer verbaler Attacken. Ich habe es oft genug mitbekommen. In diesem Fall tariert sich die Waage der Gerechtigkeit oder auch der Ungerechtigkeit von selbst aus. Die eine Seite schafft es nicht den Fahrplan einzuhalten, die andere Verständnis und entsprechende Wortwahl aufzubringen. Schimpfen werden die Leute eh immer. Es schätzen zu wissen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel der BVG ein überaus komplexes und doch zum größten Teil reibungsloses Konstrukt sind, wohl weniger. Sollten wir eigentlich nicht froh sein, dass wir so modern aufgestellt sind? Wenn ich da an meinen Kuba-Aufenthalt denke, wie die Menschen dort von A nach B gelangen und welch Wartezeiten es da zu bewältigen gibt, dann werde auch ich wieder innerlich ruhiger. Aber wer denkt schon darüber nach, wenn er frustriert auf die Bahn, den Bus oder gar den Weihnachtsmann wartet?

Einfach mal … – menschlich bleiben!

Zudem sollte jedem Mitarbeiter der BVG, egal ob der Busfahrer wieder einmal das Klischee des unfreundlichen Berliner Busfahrers erfüllt oder nicht, ein Tribut der Dankbarkeit und Annerkennung gezollt werden. Schließlich sind es immer noch Menschen, die neben all der Technik uns sicher von A nach B bringen. Ob nun im Terminal am PC oder in der Cockpit-Kanzel der S-Bahn oder des Busses. Diese Menschen funktionieren. Sie sollen, sie müssen zu hundert Prozent funktionieren, genau wie das Material und Streckenplanung funktionieren sollten. Wenn dann dazu noch gelächelt wird, ist es das I-Tüpfelchen der Servicepalette. Was letztendlich wirklich zählt und Muttern immer sagt: Hauptsache gesund ankommen. In diesem Sinne werde ich mir beim nächsten Mal genau über diese Phrase Gedanken machen und die aufkeimende Frustration einfach mal hinter dem Wartehäuschen begraben. Diese Handlung sollte zudem auch förderlich gegen zu hohen Blutdruck sein. Denn wenn ich schon nicht das Fahrrad benutze und mit dem Streckennetz der BVG meine winterliche Bequemlichkeit fröne, dann sollte ich die Aussicht auf erhöhten Blutdruck durch den Verlust des Fahrradtrainings so mit einer gewissen Gelassenheit kompensieren können.

(Kolumne „Frust und Lust mit der BVG“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

1. Kolumne auf Hauptstadtstudio von Jens Böhme

Die Berlin Kolumne auf Hauptstadtstudio

von Jens Böhme

„Theater, Theater – Der Lappen geht hoch …“, sang Rainald Grebe in einer humoristischen Persiflage den Refrain von Katja Ebsteins Songs „Theater“ nach. Nur geht hier ehrlich gesagt nicht der Lappen hoch, sondern einzig und allein jede einzelne Taste auf der Klaviatur meines Laptops. Genau dann, wenn meine Gedanken den Weg über die Finger gefunden haben und sich auf dem Bildschirm vor mir in Buchstaben generieren.

„Es ist was es ist …“: Ein Theater der Schreiberei, will ich meinen. Gut bei Erich Fried endete der Satz mit „… sagt die Liebe“. Doch es ist eben beides Theater und Liebe; eben die Liebe zum permanenten Theater der Schreiberei. Und die Liebe selbst, zum wem oder was auch immer, gibt es meistens auch nicht ohne Theater.

Keine Vorstellung von einer passenden Vorstellung

Endlich habe ich einen Platz gefunden und beginne meinen Senf in die Welt zu tragen. Na sagen wir nicht gleich in die ganze Welt, sondern direkt ins Hauptstadtstudio. So mancher Hauptstädter, ob nun in New York, London, Paris, Peking oder gar in Nairobi, denkt sicherlich auf seine empfindsame Weise der Nabel der Welt zu sein und dem möchte ich aus egotechnischen Gründen auch nichts entgegenbringen. Seit meiner Ankunft in Berlin laufe ich natürlich im Tagtraum mit einer Fahne in der Hand von Stadt zu Stadt mit der Aufschrift „Ich bin Hauptstädter. Ich bin ein Berliner. Ich bin …“ doch eigentlich bekloppt. Sichtlich stolz in Berlin zu leben, bin ich doch nicht weniger stolz darauf Elbflorenz namens Dresden oder meiner Heimatstadt Meißen entsprungen zu sein. Fakt ist: Hier gibt es einiges zu berichten und das aus meiner ureigenen Sichtweise. Übrigens: Jeder Neu- bzw. Wahlberliner lernt früher oder später den Rainald Grebe Song “Brandenburg” kennen. Für manchen NeuBERLINER mutiert dieses Lied sogar zur heimlichen Hymne.

Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, …, Sonntag?

Über was ich mir im Vorfeld alles Gedanken gemacht habe, glaubt man kaum. Problem 1: Wie fange ich an? Problem 2: In welchen Stil soll ich eigentlich meinen wöchentlichen Senf im Hauptstadtstudio kundgeben? Da natürlich alle guten Dinge Drei sind – hier Problem 3: An welchem Tag soll ich nun meine Gedanken, meine Meinung über Berlin, über sonderbare Begebenheiten, aber auch tagesaktuelle Geschehnisse und private Erlebnisse manifestieren? Montag? Dienstag? Mittwoch, Donnerstag, …, Sonntag? Welcher Tag ist dafür am besten prädestiniert? Problem 1 ist gelöst. Der Anfang ist gemacht. Problem 2 hat sich einfach mal ergeben – locker vom Hocker – und Problem 3 erkenne ich, wenn ich den Button „publizieren“ gedrückt habe. Eindeutig erkennbar sollte dann der Wochentag am Anfang der Kolumne dem Leser entgegen prangen. So bleibt mir am Ende meines ersten Textes nur noch zu sagen: „Theater, Theater – Der Lappen geht hoch …“ und mit meinem Senf aus Mitte-Tiergarten direkt „… Rein in die Zauberwelt …“ – Berlins.

(Kolumne „Keine Vorstellung von einer Vorstellung auf Hauptstadtstudio“ ehemals auf hauptstadtstudio.com)

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