Tagebuchauszug: 16. Februar 2007

Wenn ein Obdachloser in der U-Bahn eine Rede hält

Berlin, 16. Februar 2007

„[…] Fuhr ich doch Richtung Kochstraße in der U-Bahn unter der Friedrichstraße, um dort Sushi zu holen für den gemeinsamen Abend in unserer WG.

Steigt doch zwei Stationen vorher wieder ein Obdachloser in den Waggon ein und beginnt seine Rede. Schon als ich ihn einsteigen sah, dachte ich mir genervt:

‚Jetzt geht schon wieder die alte Leier los.‘

Doch es kam anders als gedacht!

Nach dem typischem ‚Hallo, ich …‚, ging er witzig über zu ‚… ich nehme auch Diamanten, Brillanten, Aktienpapiere, Kreditkarten …‘ Die Leute in deren Gesichter ich das Gleiche las, was ich zuvor dachte, fingen an zu grinsen. ‚Ein bisschen Spaß muss sein‘, fuhr er fort, ‚unterstützten Sie meine ICH-AG. Angie, unsere Angie, mit der ich gestern noch telefoniert habe, macht das auch …‘

Einige der Leute mussten daraufhin richtig lachen, aber leider gab keiner von ihnen etwas. Ich muss gestehen, ich auch nicht. Bin derzeit zu knapp bei Kasse, um hier und da den Fragenden etwas zu geben und ich hatte auch just in diesem Moment kein Kleingeld dabei. Die „Angie“ ist sicherlich nicht – knapp bei Kasse –, obwohl sie ja den begehrtesten ICH-AG-Job in Deutschland hat, den es zu vergeben gibt:

Nämlich ‚Bunte-Kanzlerin‘ … wie der Obdachlose noch am Schluss erwähnte bevor er uns dann wieder verließ. […]“

Jens Böhme – Auszug aus den Tagebüchern meines Lebens

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(Artikel aktualisiert 14.05.2025)


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2 Antworten auf „Tagebuchauszug: 16. Februar 2007

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  1. Das stimmt, Felix. Ein Argument, dass sich nicht so leicht wegwischen lässt. Hilft es, wenn ich sage, dass ich uns bzw. auch mir – unabhängig von der knappen Kasse – seit langem Mal wieder in den Genuss von köstlichem Sushi bringen wollte? Aber ich kann Dich beruhigen, ich gebe öfter mal ein paar Cent; meistens an Musiker.

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